NEWS 2024
Das „Offline Dorf“ als Impulsgeber für digitale Entschleunigung
Pionierprojekt des Offline Institute von Linda Meixner fördert einen bewussteren Umgang mit dem Smartphone Tourismus als Lösungsansatz für einen bewussteren Smartphone-Konsum.
Linda Meixner, eine junge Forscherin und Unternehmerin aus Österreich, beschäftigt sich im Rahmen ihres Doktorat-Studiums mit dieser noch wenig erforschten Frage. Erste Antworten darauf wie ein mögliches gesundheitstouristisches Konzept aussehen könnte, soll das „Offline Dorf“ liefern – ein Pilotprojekt, das die 34-jährige mithilfe eines Expertenteams aus Wissenschaft und Tourismus ins Leben gerufen hat. Im Zuge dessen erlebten 25 Teilnehmende von 10. bis 15. September 2023 im Montafoner Bergdorf Gargellen in Vorarlberg eine einzigartige Urlaubserfahrung, die auf einen nachhaltig gesunden Umgang mit smarten Geräten abzielt. Die Konzeptionierung des Programms richtet sich nach der bisherigen wissenschaftlichen Evidenz, den Ergebnissen von zuvor geführten Problem- und Lösungsinterviews sowie ersten Erfahrungen aus Meixners Projekt „Offtober“. Auf Basis der aus dem „Offline Dorf“ gewonnen Erkenntnisse soll das entstandene Konzept weiterentwickelt werden, um in zukünftigen Studien mögliche Effekte und damit den gesundheitsbezogenen Nutzen zu evaluieren. Auf lange Sicht ist das Ziel, ein evidenzbasiertes, gesundheitstouristisches Konzept zu haben, das langfristig nachhaltige Impulse für eine ausgewogene digitale Balance bietet.
Was als Selbstversuch im Rahmen von Linda Meixners Masterarbeit begonnen hat, wurde im September 2023 von der jungen Forscherin als Pilotprojekt „Offline Dorf“ fortgeführt. Mit Unterstützung durch das ISAG, Institut für Sport-, Alpinmedizin und Gesundheitstourismus, der UMIT TIROL und einem Team aus Expertinnen und Experten rund um Ao.-Univ.Prof.Dr. Cornelia Blank, Dr. Philipp Schlemmer und Stressmanagement Experte Gerhard Moser, stellt sich die 34-Jährige Österreicherin im Zuge ihrer Doktorarbeit der Forschungsfrage, inwiefern der Tourismus für einen bewussteren Umgang mit smarten Geräten genutzt werden kann – ein möglicher Lösungsansatz, der bisher kaum erforscht wurde. Als Grundlage für das „Offline Dorf“ wurden neben aktueller wissenschaftlicher Literatur zu Themen wie Präventionsmaßnahmen zu Internetsucht die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus Meixners vorangegangenen Projekt „Offtober“ – ein Fastenmonat ohne Social Media – herangezogen. Der Umsetzungsphase voraus geht eine über ein Jahr dauernde Projektentwicklung mit diversen Workshops, Meetings und Kamingesprächen, begleitet von Experten und Expertinnen, Bewohnerinnen und Bewohner sowie Gastgebenden aus Gargellen.
Das „Offline Dorf“ – eine wissenschaftlich begleitete Urlaubserfahrung
Als Austragungsort für das erste „Offline Dorf“ diente das Bergdorf Gargellen im österreichischen Montafon, Vorarlberg, das nicht nur Meixners Heimatdorf, sondern auch ein idealer Ort für naturnahe Erlebnisse ist. Umgeben von der imposanten Montafoner Bergwelt wartete dort von 10. bis 15. September 2023 auf die 25 Teilnehmenden ein wissenschaftlich fundiertes Interventionsprogramm, zusammengesetzt aus den Grundbausteinen Bewegung, Entspannung, Kreativität, sozialer Austausch und Reflexion – eine Kombination, die nicht zufällig gewählt wurde. Basierend auf aktuellen wissenschaftlichen Studien sowie Erkenntnissen aus Meixners vorhergehenden Projekten, stellen diese die Grundlage für ein mögliches gesundheitstouristisches Konzept, das als Ergebnis des „Offline Dorf“ langfristig nachhaltige Impulse für eine ausgewogene digitale Balance bieten soll.
Bevor die Teilnehmenden sechs Tage lang ohne Smartphone im Bergdorf Gargellen verbrachten, wurden sie durch eine zehntägige Vorbereitungsphase an die Offline-Zeit herangeführt. Handlungsempfehlungen in Hinblick auf Geräteeinstellungen, den Umgang mit der Erreichbarkeit oder das „Abmelden“ bei Familie und Freunde dienten dazu, erste Verhaltensänderungen bereits im Vorfeld einzuführen.
Ankommen heißt abschalten: In den ersten beiden Offline-Tagen vor Ort stand ein abwechslungsreiches und – bewusst gewählt – dichtes Programm an der Tagesordnung. Neben einer Achtsamkeits Wanderung mit Fokus auf das Wahrnehmen der eigenen Sinne erlebten die Teilnehmenden in Begleitung von Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Tourismus unter anderem Naturerlebnisse wie Bergyoga im hochalpinen Valzifenz Tal oder Eisbaden im Gebirgsbach – eine Grenzerfahrung, die unter der Anleitung von Josef Köberl, Weltrekordhalter im Eisschwimmen für viele zum unvergesslichen Erlebnis wurde. Das Eintauchen in die Tiefen des Gargellner Waldes mit Einblick in die Forstarbeit markierte einen weiteren Höhepunkt, genauso wie die zur Reflektion anregende Kreativ-Wanderung mit Öko-Sozial-Designer Christoph Matt. Darauf folgten Tage der Entschleunigung, Zeit für sich sowie der aktiven Bewegung mit einer Klettersteig-Erfahrung.
Begleitet durch wissenschaftliche Impulse aus den Bereichen Stressmanagement, Mental Health, Achtsamkeit und Resilienz sowie individuellen Gesprächen mit Expertinnen und Experten bot sich den Teilnehmenden in den Offline-Tagen die Möglichkeit, ihr eigenes digitales Verhalten zu reflektieren sowie auch zu erfahren, aus welchen Gründen die Aktivitäten ausgewählt wurden. „ Bei meinem Offline Dorf Aufenthalt in Gargellen konnte ich wieder spüren, wie schön es ist, einfach den Augenblick zu genießen, ohne dabei nach meinem Smartphone zu greifen, um diesen Moment festzuhalten, oder in den sozialen Netzwerken zu teilen. Die vielen Erfahrungen, die wir als Gruppe inmitten der umliegenden Bergwelt sammeln durften, konnten wir gemeinsam so intensiv erleben, weil wir uns völlig der Situation hingeben konnten, ohne jegliche Ablenkung von außen — Es sind eben genau diese ‚echten‘ Verbindungen und Erlebnisse im Leben, die Menschen im Herzen berühren und die man nie wieder vergessen wird.“, resümiert Teilnehmerin Anna Kogler.
Wissenschaftlicher Hintergrund
„Wir haben uns auf Grund der Ergebnisse im Offtober erwartet, dass das Offline Dorf etwas mit den Menschen macht. In welche Richtung diese Effekte gehen, ob unser Programm passend gewählt war und wie es den Teilnehmenden nach der Woche geht, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu sagen“, so Meixner. „Aus wissenschaftlicher Sicht stehen wir ganz zu Beginn eines partizipativen Prozesses, ein gesundheitstouristisches Konzept zu entwickeln. Es geht noch nicht darum, gesundheits- und verhaltensbezogene Effekte aufzuzeigen. Es geht vielmehr darum, dass auf Grund vorangegangener wissenschaftlicher Studien – von uns und von weiteren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern – entwickelte Erstkonzept in der realen Welt zu testen und weiterzuentwickeln“, erklärt Cornelia Blank die wissenschaftlichen Hintergründe. Dabei ist es Meixner wichtig zu betonen: „Der Digital Detox ist ein künstlicher Raum und soll nicht als Lösung für den Alltag gesehen werden. Es geht nicht darum, in Zukunft gänzlich auf die Technik zu verzichten, im Gegenteil, die Technik ist fantastisch in ihrem Können – unabdingbar in unserem Alltag und hilft uns sehr, aber wir haben damit noch keinen gesunden Umgang gelernt. Im Offline Dorf ist es möglich, wieder einmal zu spüren wie es ohne Technik ist, um anschließend im Alltag damit eine bessere Balance zu finden – eine versuchte Initialzündung im Tourismussetting“.
Das „Offline Dorf“ – ein Gemeinschaftsprojekt
Besonderes Augenmerk im Rahmen der Umsetzung hat Meixner auf die Einbindung der Einheimischen gelegt. „Ich habe die Idee ins Dorf getragen, denn nur mit Unterstützung der Gargellnerinnen und Gargellner war eine Umsetzung erst möglich“, ist sich Meixner bewusst. Dass Gemeinschaft in Gargellen großgeschrieben wird, ging auch an den Teilnehmenden nicht vorbei. „Kooperation statt Konkurrenz ist das Motto vieler Touristikakteure dieses besonderen Dorfes und das war durch und durch spürbar. Denn alle Aktionen wurden durch die unterschiedlichsten Akteure des Dorfes gemeinsam ko-kreativ gestaltet. Es ist ein echtes Gemeinschaftsprodukt, was ich so selten im Tourismus erlebe“, zeigt sich Teilnehmer Andreas Koch begeistert.
„Offline Dorf 2.0“
„Wir haben schon jetzt mehr als 200 Vormerkungen, ohne überhaupt bisher aktiv Werbung dafür geschalten zu haben“, zeigt sich Linda Meixner sichtlich über den Erfolg ihres Herzensprojektes begeistert. Bis zur zweiten Auflage des „Offline Dorfes“ im September 2024 werden die Ergebnisse des ersten Offline Dorfes ausgewertet und das Konzept entsprechend weiterentwickelt.